Welche Datengrundlage wurde genutzt? Wie erfolgte die Ermittlung homogener Dachteilflächen und was ist eine Einstrahlungsanalyse? Diese Fragen werden Ihnen in der Erläuterung der Berechnungsgrundlage detailliert beantwortet.
Zur KartenanwendungGrundlage dieses Katasters ist eine geodatenbasierte Ermittlung der Solarpotentiale für jedes Gebäude im Landkreis Kelheim. Die Methode zur Berechnung des Solarenergiepotentials erfolgt über geographische Informationssysteme (GIS). Über hochgenaue Ganzjahreseinstrahlungsanalysen wird die solare Einstrahlung und die Abschattung, verursacht durch Dachstrukturen oder Vegetation, exakt errechnet und in der Potentialberechnung berücksichtigt. Zu jeder geeigneten Dachteilfläche werden Potentialparameter wie der potentielle Stromertrag, die mögliche CO2-Einsparung und die mögliche zu installierende kWp-Leistung errechnet. Die Methodik sowie die angenommenen Parameter sind im Folgenden näher beschrieben.
Grundlage der Solarpotentialanalyse sind bildbasierte Digitale Oberflächenmodelle (bDOM), die für das Untersuchungsgebiet flächendeckend zur Verfügung stehen. Die Daten stammen aus der Bayernbefliegung von 2024. Zur Lokalisierung der Gebäude wurden die Gebäudeumrisse und Dachteilflächen des LoD2-Datensatzes mit Stand Januar 2025 verwendet. Die Gebäudegrundrisse geben die Gebäudeaußenmauern des Hauses an. Dachüberstände sind darin nicht berücksichtigt. Nach dem Erstellungsdatum der LoD2-Daten neu errichtete Gebäude sind noch nicht im Kataster dargestellt und berechnet worden. Gebäude, die zwischen dem Erfassungsdatum des bDOM und den LoD2-Daten errichtet worden sind, sind in der Regel als Flachdach erfasst, da ihre tatsächliche Dachstruktur nicht in den Oberflächenhöhendaten abgebildet ist.
In einem ersten Schritt werden aus dem Oberflächenhöhenmodell homogene Dachteilflächen abgeleitet. Als Grundlage hierfür dient das LoD2 Gebäudemodell. Eine homogene Teilfläche verfügt jeweils über eine einheitliche Neigung und Ausrichtung und ist damit gleichermaßen mit Solarmodulen belegbar. Störelemente werden dabei ausfindig gemacht und separiert. Über das anzuwendende Verfahren werden auch Schornsteine, Gauben und andere Dachstrukturen berücksichtigt. Dies ermöglicht die differenzierte Berechnung der Einstrahlung pro homogener Teilfläche.
Im Zuge der Einstrahlungsanalysen werden die direkte und diffuse Einstrahlung ermittelt. Die solare Einstrahlung ist ausschlaggebend für die Wirtschaftlichkeit der solaren Nutzung. Über eine Ganzjahreseinstrahlungsanalyse, berechnet im Minutenrhythmus des Sonnenstandes über das Jahr, ist es möglich, die Jahressumme der solaren Einstrahlung genau zu ermitteln. Über die direkte Einstrahlung wird die Abschattung errechnet. Starke Minderung der direkten Einstrahlung deutet auf abgeschattete Bereiche hin. Diese können durch Bäume, angrenzende Gebäude oder durch Dachaufbauten verursacht werden. Auch nördlich ausgerichtete Dachflächen erreichen je nach Neigungswinkel keine direkte Sonneneinstrahlung. Stark abgeschattete Dachflächenbereiche werden als ungeeignete Bereiche aus der Berechnung herausgenommen. Geringere Abschattungen mindern die solare Einstrahlung und fließen in die Solarpotentialberechnung mit ein. Die Einstrahlungsanalyse wird anhand von örtlichen Strahlungsdaten, die vom Deutschen Wetterdienst (DWD) zur Verfügung gestellt werden, an lokale Verhältnisse angepasst.
Das Ergebnis weist die Flächen aus, die einen spezifischen Stromertrag von 650 kWh/kWp und mehr aufweisen und weniger als 20 % verschattet sind. Für die PV-Nutzung geeignete Dachflächenbereiche sind in ihrer Grundfläche mindestens 5 m² groß. Bei Flachdächern wird angenommen, dass bei einer Aufständerung von 30° nach Süden 40 % der Fläche genutzt werden können. Flachdächer müssen daher mindestens eine Grundfläche von 12,5 m² aufweisen, um als geeignet eingestuft zu werden. Unabhängig von der Grundfläche muss zudem mindestens 1 Modul der Größe 1,762 * 1,134 m auf die Dachteilfläche passen.
Für die Berechnung des potentiell zu erwirtschaftenden Stromertrags wurde ein zum Zeitpunkt der Analyse gängiger Wirkungsgrad von PV-Modulen zu Grunde gelegt. Dies sind 22 % Wirkungsgrad. Die Berechnung des potentiellen Stromertrags fußt auf der Annahme, dass bei Flachdächern von einer Aufständerung der Module von 30° Süd ausgegangen wird. Eine Berücksichtigung individueller Installationsausrichtungen auf Flachdächern (z.B. Ost/West) ist durch die Rechenmodule im Solarpotentialkataster möglich.
Der Qualitätsfaktor – auch als „Performance Ratio“ bezeichnet – beschreibt das Verhältnis zwischen dem maximal möglichen Ertrag und dem tatsächlich erreichten Ertrag. Zur Verringerung des Ertrags führen unter anderem Verluste in den Leitungen oder am Wechselrichter ebenso wie Verschmutzungen der Solarmodule. In der Berechnung wird ein Performance Ratio-Wert von 0,75 angenommen.
Basierend auf den errechneten Parametern geeignete Dachfläche, Wirkungsgrad, Einstrahlungsenergie und der Performance Ratio wird der potentielle Stromertrag für die ausgewählte/n Fläche/n ermittelt. Die Berechnung des Stromertrags basiert auf folgender Berechnungsformel:
Y = η ·H·F3D·PR
Y= zu erwartender Jahresenergieertrag für die Dachteilfläche [kWh / a]
η = Wirkungsgrad der Anlage
H= mittlere jährliche solare Einstrahlung auf die geeignete Modulfläche [kWh/(m² ·a)]
F3D = geeignete Dachfläche [m²]
PR= Performance Ratio
Die Berechnung basiert auf einem CO2-Äquivalenz-Wert von 0,380 kg/kWh bezogen auf den Bundesdeutschen Strommix von 2023 (Quelle: Umweltbundesamt). Berücksichtigt wurde ebenso die produktionsbedingte CO2-Emission, die nach GEMIS 5.0 für monokristalline Anlagen bei 0,060 kg/kWh liegt. Demnach wurde die CO2-Einsparung für eine Anlage mit 22 % Wirkungsgrad mit 0,320 kg/kWh berechnet. Die Ergebnisse der Stromertragsberechnung bilden die Grundlage für die mögliche CO2-Einsparung.
Für die als Nennleistung von Photovoltaikanlagen bezeichnete Kilowattpeak-Leistung (kWp-Leistung) wurden 4,593 m² pro kWp zu Grunde gelegt. Die potentielle kWp-Leistung geht bei Flachdächern von einer Aufständerung der Module auf 30° Süd aus.
Im Solarkataster sind nur für eine PV-Nutzung geeignete Dachflächen ausgewiesen. Auf eine weitere Klassifizierung innerhalb der geeigneten Flächen wird verzichtet, da die Eignung einer Dachfläche stark vom Verbrauchsverhalten der Bewohner bzw. Nutzer des Gebäudes abhängig ist. Bitte nutzen Sie daher den Ertragsrechner Photovoltaik, um einen Eindruck von der Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage auf Ihrem Dach zu bekommen.
Die dieser Berechnung zugrunde liegenden Größen für die Ermittlung der einzelnen Kennwerte zur Nutzung von Photovoltaikanlagen stellen eine Momentaufnahme der Marktsituation dar. Wirkungsgrade und CO2-Äquivalente können sich durch Faktoren wie technische Neuerungen während der Projektphase verändern.
Die geodatenbasierte Analyse der Solarpotentiale bieten eine erste Einschätzung der Eignung eines Daches für die Installation von Photovoltaik. Sie ersetzt nicht die vor Ort-Prüfung der Machbarkeit durch ein Fachunternehmen. Ob die Statik des Daches für die Installation von Photovoltaik-Modulen geeignet ist, wird im Rahmen der geodatenbasierten Analyse nicht geprüft.